Ich verschenke Stille
Eine Geschenkidee für die Festtage, die es immer in sich haben
Mein Bedürfnis nach Stille steigt – vielleicht durch die gefühlt voller werdenden Städte und Orte, wo ich mich wochentags befinde. Oder weil ich genug in mir drin habe und es eher in der Stille erkunden kann. Auf jeden Fall war ich ganz beseelt von dem netten Tipp einer Kollegin, die mir das kleine Buch von Erling Kagge, Stille – Ein Wegweiser empfahl. Wer Stille sucht, versinkt in den Zeilen des norwegischen Weltwanderer Kagge, der pointiert die Momente der Stille beschreibt und den Bezug zur Realität dabei nicht verliert.
Er hat in seinem Buch die Fragen gestellt, die mir aus dem Herzen sprechen: „Was ist Stille? Wo ist sie? Warum ist sie heute wichtiger denn je?
Stille ist eine Reise zu sich selbst!
Oft vermeiden wir die Stille und lenken uns ab durch vielerlei Dinge, mit denen wir uns täglich umgeben – Radio, SMS schreiben oder in sozialen Netzwerken surfen. Insgesamt sind dies Ablenkungen von einem selbst, denn in der Stille gibt es das nicht. Man wird auf sich selbst zurückgeworfen und davor haben viele Angst. Kagge schreibt in seinem Wegweiser, es ist die Furcht, sich besser kennenzulernen, deshalb flüchten wir lieber und denken an etwas anderes oder beschäftigen uns mit irgendetwas.
Was ist Stille und wo finde ich sie?
Stille ist das Gegenteil von Krach, Lärm, Gepolter – im Netz finden sich vielerlei Worte dafür. Gemein haben sie alle, dass sie Geräusche sind, die mit Dezibel gemessen werden können. Stille ist nicht messbar, da sie auch individuell ist und in ihrer schönsten Form, so schreibt Kagge: „Die Stille, auf die ich aus bin, ist die Stille in mir.“ Sie wird ganz unterschiedlich erlebt und kann auch in Momenten erfahren werden, die erst mal gar nichts mit Stille zu tun haben. In Stille mit sich selbst sein, den Himmel betrachten, den schlafenden Hund oder die letzten fallenden Blätter bewundern. Außen rum muss es gar nicht still sein, aber der Moment der eigenen Stille ist hier das besondere. „Das sind die Momente, wenn das Gefühl der Zufriedenheit vom Körper in den Kopf überspringt und nicht umgekehrt“, so beschreibt es Kagge, und er ergänzt: „Denke daran, dass die Stille, die du erlebst, ein wenig anders ist als die, die anderen erfahren. Alle haben ihre eigene.“
Wer kennt es nicht, die kurze Stille vor dem Applaus eines wunderbaren Konzertes oder vielleicht kennen Sie das Stück „4’33“ des Komponisten John Cage, der das Publikum über die Stille in sein Musikstück einführt. Wie schwer haben sich die Zuhörerinnen und Zuhörer getan, bis es wirklich still war im Saal. Dieses Stillestück haben mehr als 5 Millionen Menschen über Youtube aufgerufen – wie groß ist die Sehnsucht nach Stille!
Am Schluss seines kleinen Resümees über Stille gibt Kagge für die Stillesuchenden noch ein paar Tipps, die leicht auszuprobieren sind. „Ich glaube, Touren in die Natur [sind dafür gut geeignet]. Lass die Elektronik zu Hause, brich in eine Richtung auf, bis um dich herum nichts mehr ist. Bleib drei Tage allein. Rede mit niemandem. Allmählich wirst du andere Seiten von Dir wiederentdecken.“
Welcher Weg der richtige ist, muss man letztlich selbst entscheiden – ich empfehle Ihnen aber, in die Stille zwischen den Jahren einzutauchen. Es sind solche Tage, die Stille bieten können – wenn Sie dabei eine Begleitung brauchen, dann lesen Sie den Wegweiser von Erling Kagge. Er hilft bestimmt, um ein stückweit mehr in die Stille zu kommen und vor allem zu sich selbst zu finden.
Zum Weiterlesen oder Verschenken:
Suhrkamp Verlag
Erling Kagge, Stille, Ein Wegweiser: Insel Verlag, Berlin 2017