Beratungsbeispiele aus meiner Praxis

Resignation, Akzeptanz und Würdigung – drei Haltungen, die sich unterschiedlich berühren

Viele Menschen sagen: „Ich habe mich damit abgefunden.“
Doch hinter diesen Worten liegt oft kein Frieden – sondern ein leiser Schmerz.

In der Begleitung von Menschen, die sich in seelischen Herausforderungen oder Veränderungsprozessen befinden, begegnen mir häufig zwei Haltungen, die sehr unterschiedliche Möglichkeiten eröffnen: Resignation und Akzeptanz.

Beide haben mit Loslassen zu tun, beide entstehen oft nach Zeiten des Kampfes oder des Schmerzes – innen, wie außen.

Doch während die eine Seele und Körper erschöpft und schwächt, kann die andere Frieden und Lebenskraft schenken.

Beispiele aus meinen Beratungen sind:

  • Das Ende einer Beziehung oder Freundschaft
  • Die (unfreiwillige) Beendigung einer beruflichen Laufbahn
  • Ein unerreichbares Ziel
  • Eine misslungene Operation oder Krankheit
  • Lebensübergänge generell
  • Älterwerden
  • Die eigene Kindheit
  • Tod oder Verlust eines Menschen

Wortursprung – was die Sprache uns verrät

Das Wort Resignation stammt vom lateinischen resignare – „zurücknehmen, aufgeben, auf ein Recht verzichten“. Es trägt also den Klang von Rückzug, Verlust und Entmachtung in sich. Resignation bedeutet: „Ich kann nicht mehr. Ich gebe mich geschlagen.“

Akzeptanz hingegen kommt von accipere – „annehmen, empfangen“. Hier schwingt eine Öffnung mit, ein bewusstes Hinnehmen der Wirklichkeit. Akzeptanz sagt: „So ist es. Ich nehme es an, ohne es gutheißen zu müssen.“

Und dann gibt es noch ein drittes, oft übersehenes Wort in diesem Zusammenhang: Würdigung.

Es stammt von Würde – „wertvoll sein, Achtung verdienen“. Etwas zu würdigen bedeutet, es in seinem So-Sein zu sehen und anzuerkennen. Würdigung ist der liebevolle Blick auf das, was war oder ist – ohne Urteil. Und damit auch auf sich selbst.

Wie zeigen sind Resignation und Akzeptanz im Körper?

Unsere Haltung zeigt sich nicht nur seelisch, sondern auch körperlich im Ausdruck:

  • Resignation: Der Körper zieht sich zurück. Schultern sinken, der Brustraum fällt in sich zusammen, der Atem wird flach. Oft spüren Menschen eine innere Schwere, Müdigkeit oder Leere. Das Nervensystem befindet sich in einem Zustand von Erschöpfung und Aufgabe.

  • Akzeptanz: Der Körper bleibt lebendig. Der Atem darf fließen, der Brustkorb ist offen, der Blick klarer. Auch wenn Schmerz da ist, bleibt eine innere Bewegung – eine Bereitschaft, mit dem Leben in Kontakt zu bleiben.

Akzeptanz heißt nicht, dass etwas „gut“ ist, sondern dass ich aufhöre, dagegen anzukämpfen. Dadurch kann sich das Nervensystem beruhigen und die Selbstregulation wird wieder möglich.

  Akzeptanz befähigt dazu, den Blick auf die Situation zu ändern und zu erweitern, während Resignation zum Hadern verleitet. Man bleibt drin „stecken“ – auch körperlich mit Gedanken und Gefühlen.

Der Unterschied: innere Haltung und Energiefluss

Resignation zieht Energie ab – sie ist das Ende eines Kampfes, aber ohne Frieden.
Akzeptanz verwandelt Energie – sie ist das Ende des Widerstands mit Frieden.

Wenn wir dann noch in Würdigung gehen, geschieht etwas Drittes:

  • Wir erkennen an, dass es Gründe gab, warum etwas so war, wie es war.
  • Wir sehen uns selbst oder das Leben nicht länger als Feind, sondern als Entwicklung.
  • Würdigung bringt Herz und Geist wieder zusammen.
  • Würdigung gibt einem die Würde zurück.

Was stärkt die seelische und körperliche Gesundheit?

Psychologisch gesehen wirkt Akzeptanz regulierend und heilend. Sie ermöglicht, dass Gefühle fließen dürfen, ohne uns zu überwältigen.

Und noch wichtiger:

Indem wir Dinge annehmen bzw. akzeptieren, die wir nicht ändern können, sparen wir Energie und Ressourcen, die wir stattdessen für konstruktive Handlungen nutzen können. Es entsteht Bewegung für etwas Neues.

Resignation dagegen führt zu innerer Starre – der Kontakt zum eigenen Empfinden geht verloren, das Immunsystem wird geschwächt, Lebensfreude verblasst. Viele weitere Entwicklungen sind nur noch schwer möglich.

Die Würdigung schließlich bringt Tiefe in die Heilung und hilft beim Akzeptieren. Erst wenn wir würdigen – das eigene Bemühen, den erlittenen Schmerz, die Begrenzungen, Verluste, aber auch die Lernwege –, kann Akzeptanz wirklich im Herzen oder im Körper ankommen. Dann beginnt sich etwas im Innen zu beruhigen.

🌿 Würdigung ist die Brücke zwischen Resignation und Akzeptanz.
Sie verwandelt das, was wir erlitten haben, in etwas Sinnvolles und gibt uns unsere – ganz wichtig – Würde zurück.


Impuls zum Abschluss

Vielleicht magst du dir eine Situation in deinem Leben anschauen, in der du lange gekämpft hast.

Frage dich:

  • Bin ich hier in eher in Resignation oder in Akzeptanz?

  • Und kann ich beginnen, das, was war, mit Würdigung zu betrachten?

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