Mehr Fühlen, weniger Denken: Wie Körperwahrnehmung zur besten Selbstfürsorge wird
„We think too much and feel too little.“ – Charlie Chaplin, Der große Diktator
Dieser Satz aus Chaplins Schlussrede hat in den letzten 80 Jahren nichts an Aktualität verloren. Was er in seinem Appell an die Menschheit damals meinte, lässt sich heute noch eins zu eins auf unser eigenes Leben übertragen – wir sind oft so sehr mit Denken, Analysieren und Planen beschäftigt, dass wir die Sprache unseres Körpers nicht mehr hören.
In meinem Blogartikel möchte ich diesen Gedanken aufgreifen und über das Thema „Fühlen und Wahrnehmen“ sprechen. Gerade jetzt, da die Erkältungs- und Grippesaison beginnt, lohnt es sich, der feinen Körpersprache mehr Aufmerksamkeit zu schenken und uns selbst im Vorfeld gut zu unterstützen.
Mit meiner Kernmethode, dem Somatic Experiencing ® (SE), gehen wir genau diesen Weg des Spürens. Wir verlassen das bloße Grübeln und „im Kopf-Sein“ und wenden uns der bewussten Körperwahrnehmung zu. Dieses „Nachspüren“ löst oft tief sitzende Spannungen und emotionale Blockaden – manchmal ohne ein einziges Wort. Diese Methode unterscheidet sich stark von klassischen Ansätzen wie der Verhaltenstherapie oder Tiefenpsychologie, bei der oft über die Rationalisierung, also den Kopf gearbeitet wird. SE lässt uns über das Spüren und Fühlen des Körpers in Kontakt mit uns selbst treten und uns dabei stabilisieren, um z.B. gut gewappnet zu sein für einen Virenangriff.
Selbstheilung durch Körperwahrnehmung
Dr. Peter Levine entwickelte SE, um das Nervensystem zu regulieren und unsere inneren Selbstheilungskräfte zu aktivieren – Kräfte, die jeder Mensch in sich trägt. Manche von uns haben in ihrer Kindheit wenig äußere Unterstützung erfahren und können durch SE lernen, ihr Nervensystem heute auf eine neue Weise zu stabilisieren. Das Schöne dabei: Unser Nervensystem lernt ein Leben lang, es ist unglaublich anpassungsfähig!
Selbstfürsorge zur rechten Zeit
Selbstfürsorge bedeutet oft auch, achtsam auf die kleinen Zeichen des Körpers zu achten. Gerade jetzt, in der Erkältungssaison, ist das Wissen um erste Anzeichen wie Müdigkeit oder ein leichtes Kribbeln in der Nase hilfreich. Wer in sich hineinspürt, kann solche frühen Hinweise auf eine aufkommende Infektion rechtzeitig wahrnehmen und entsprechend reagieren.
Praktische Schritte zur Selbstfürsorge mit SE – nicht nur in der Erkältungszeit:
- Körperbewusstsein stärken
Nehmen Sie sich jeden Tag ein paar Minuten Zeit, um bewusst in den Körper hineinzufühlen. Ein kurzer Körperscan kann helfen, Spannungen wahrzunehmen und loszulassen oder erstes körperliches Unwohlsein frühzeitig zu bemerken. - Grenzen respektieren
SE lehrt, die Signale des Körpers – wie Müdigkeit oder Verspannungen – zu deuten und ernst zu nehmen. In der Erkältungszeit kann das erste Kribbeln in der Nase ein Zeichen sein, es langsamer angehen zu lassen und sich selbst Gutes zu tun. - Stress regulieren
Bewusstes Atmen ist ein kraftvolles Werkzeug, um das Nervensystem in stressigen Momenten zu beruhigen. Langsames Ein- und Ausatmen signalisiert dem Körper Sicherheit und man entspannt. - Pendeln zwischen Empfindungen
Ein bewusster Wechsel zwischen angenehmen und unangenehmen Empfindungen fördert die emotionale Balance und wirkt regulierend. In einer SE-Sitzung lässt sich dies wunderbar üben, um es später im Alltag gezielt anzuwenden. - Achtsame Bewegung integrieren
Leichte Dehnübungen oder bewusste Bewegungen helfen, Spannungen zu lösen und das Körperbewusstsein zu stärken – besonders nach langen Sitzphasen oder Videocalls.
All diese kleinen Rituale stärken unser Bewusstsein für den eigenen Körper und fördern die Selbstfürsorge. SE unterstützt uns dabei, nicht nur im Geist, sondern vor allem im Körper in Balance zu bleiben. So können wir dem Alltag und auch unerwarteten Herausforderungen kraftvoller und achtsamer begegnen und uns vor Stress schützen, der unsere Abwehrkräfte schwächen könnte.
Chronischer Stress senkt das Immunsystem
Besonders in stressigen Zeiten steigt oft das Risiko für Infekte, da unser Immunsystem in Wechselwirkung mit der psychischen Belastung steht. Anhaltender Stress lässt das Stresshormon Cortisol steigen, das die Immunfunktion dämpft und so den Boden für Infektionen bereitet.
Also, gerade jetzt in der Erkältungszeit: Hören wir auf unseren Körper, pflegen wir Selbstfürsorge und nehmen wir Chaplins Worte zu Herzen: „We think too much and feel too little!“ – Diese Worte sind heute noch so wahr wie vor 80 Jahren, auch wenn er es damals noch viel weitreichender gemeint hat.
Danke Charly Chaplin!