Körper und Seele

Herzenspflege – wie unser wichtigstes Organ das Wohlbefinden lenkt

„Das Herz bleibt ein Kind“ – Theodor Fontane

Mitten im Leben wird das Herz oft empfindsamer. Aber warum ist das so? Darüber habe ich mit Susanne Kehder gesprochen, die seit vielen Jahren Menschen als Heilpraktikerin begleitet. Unser Gespräch drehte sich um die Bedeutung des Herzens und wie wir gut damit umgehen können. Mit uns selbst und mit anderen.

Herz und Lebensmitte – wie hängen diese Themen zusammen?

Susanne Kehder: Zwischen 45 und 55 Jahren steigt das Risiko psychosomatischer Herzerkrankungen. Die Psyche spielt dabei eine große Rolle. Symptome wie erhöhter Blutdruck, innere Unruhe oder ein verstärktes Herzklopfen können Hinweise sein.

Es ist wichtig, diese Signale ernst zu nehmen und eine gute „Herzpflege“ zu praktizieren. Eine medizinische Abklärung bleibt dabei unverzichtbar, denn die Gefahr eines Herzinfarkts ist in diesem Lebensabschnitt erschreckend hoch.

Herzenspflege wird mit dem Alter immer wichtiger

In dieser Phase stehen viele Menschen an einem Wendepunkt: Beruflich ist der Zenit oft überschritten, und es gilt, einen neuen Lebens- und Herzrhythmus zu finden. Dabei tauchen Fragen auf, die oft ans Eingemachte gehen:

  • Lebe ich authentisch?
  • Stehe ich zu mir selbst?“

Wenn wir auf diese Fragen nicht achten, kann uns das Herz regelrecht „aus dem Takt bringen“.

Hartherzigkeit und Warmherzigkeit – was bedeuten diese Gegensätze?

Susanne Kehder: Hartherzigkeit ist oft eine Folge innerer Starrheit und Angst. Das zeigt sich nicht nur im Verhalten, sondern auch körperlich – durch psychosomatische Beschwerden. Wir haben jedoch die Wahl, uns für Warmherzigkeit zu entscheiden. Es geht darum, eine Balance zwischen Herz und Verstand zu finden.

Mit zunehmendem Alter können wir lernen, toleranter und großzügiger zu werden. Früher war es oft wichtiger, Recht zu haben, doch mit der Zeit tritt das in den Hintergrund. Stattdessen können wir „Gnade vor Recht“ walten lassen und unseren Mitmenschen liebevoller begegnen. Das tut nicht nur der Seele, sondern auch dem Herzen gut.

Wie können wir unser Herz gesund halten?

Susanne Kehder: Das Herz zu pflegen bedeutet, sich selbst und seine Bedürfnisse ernst zu nehmen. Ab der Lebensmitte sollten wir den Mut haben, nach innen zu schauen:

  • Wie gestalte ich meinen Lebensrhythmus?
  • Wie gehe ich mit Stress um?
  • Gönne ich mir genug Ruhe?

Ruhephasen sind entscheidend – besonders, wenn die körperliche Kraft allmählich nachlässt. Es geht darum, dies zu akzeptieren, statt mit Gewalt dagegen anzukämpfen. Männer, die ihre Kraft lange als selbstverständlich angesehen haben, neigen oft dazu, mit Druck und Kontrolle zu reagieren. Das kann jedoch zu ernsthaften Problemen wie Bluthochdruck, Gefäßverengungen oder Herzinfarkt führen.

Eine gesunde Lebensweise ist hier essenziell: vollwertige Ernährung, regelmäßige Bewegung und ein bewusster Umgang mit Stressfaktoren. Medikamente wie Blutdrucksenker können helfen, doch eine nachhaltige Herzgesundheit erfordert oft tiefgreifende Veränderungen im Alltag.

Herz und Liebe – welche Verbindung liegt nahe?

Susanne Kehder: Herz und Liebe gehören untrennbar zusammen. Ob gebrochenes Herz, Liebeskummer oder tiefe Zuneigung – das Herz ist Symbol und Spiegel unserer Emotionen. Wir können es nicht kontrollieren, es reagiert auf das, was uns wirklich berührt.

Mit der Selbstliebe fängt es an. Als ich mich selbst zu lieben begann… von Charlie Chaplin

Ich ermutige meine Patientinnen und Patienten, die Balance zwischen Verstand und Gefühl zu finden. Wir müssen nicht zwischen beiden wählen – es kann ein „Sowohl-als-auch“ geben.

Kinder und gesunde ältere Menschen sind hier unsere Vorbilder. Sie zeigen, wie schön es ist, mit einem offenen, warmen Herzen durchs Leben zu gehen. Nicht nur die Lebensmitte ist ein entscheidender Moment, um die Weichen für ein erfülltes, herzliches Alter zu stellen.

Lesetipps fürs Herz:

„Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry

Jan Phillip Sendker (2002): Das Herzenhören, München, Karl Blessing Verlag

Jan-Phillip Sendker (2012): Herzenstimmen, München, Karl Blessing Verlag

und der großartige Charlie Chaplin: Als ich mich selbst zu lieben begann… (Charlie Chaplin)

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