Den inneren Frieden finden – 5 Punkte, die helfen können
„An den Frieden denken heißt, an die Kinder denken.“ (Michael Gorbatschow)
Bei der Suche zu Zitaten zum schützenswerten Frieden, bin ich auf niemand anderen als Michael Gorbatschow gestoßen. Es ist noch nicht so lange her, dass er neue Akzente für die damalige Sowjetunion setzte – aber wie sieht es heute aus? Ich kenne niemanden, der gerade nicht nachdenklich über die Geschehnisse in unserer Welt ist. Oder eher noch Angst empfindet, über dass, was ist und was kommen mag?
In meinem Blogartikel habe ich mich auf 5 Punkte konzentriert, die helfen können, inneren Frieden zu erhalten. Er wirkt nach Außen, wo wir ihn dringend benötigen!
- Transgenerationales Trauma
- Bewegung
- Medienhygiene
- Kontakte
- Helfen
1. Transgenerationales Trauma
Ich bin in den geburtenstarken Jahren aufgewachsen und habe Eltern und Großeltern, die mir die Angst vor den Schrecken des Krieges weitergegeben haben. Unbewusst natürlich mit vielen Geschichten über ihre eigene Flucht aus dem heutigen Polen. Somit ist das, was gerade innerhalb Europas passiert, auch aus diesem Grund besonders beängstigend. Von den Kriegserlebnisse aus der Familie gibt es in meiner Generation viele. Aber auch, wenn man jünger ist, wird die Übergabe der weiterverlebten Traumata (transgenerational) über vier Generationen weitergegeben. Viele Autorinnen, wie Sabine Bode (z. B. Kriegsenkel: Die Erben der vergessenen Generation) oder Anne-Ev Ustorf (Wir Kinder der Kriegskinder) sowie die Forschung etwa unter Professor Hartmut Radebold haben dies eindrucksvoll untersucht.
In meinem Blogbeitrag „Kriegsenkel in der Lebensmitte“ habe ich dazu ausführlich berichtet. Es ist vielleicht gerade jetzt an der Zeit, sich mit seiner eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. Denn, jeder Mensch hat eine (unbewusste) Vorgeschichte zum „Krieg“ und darum erwachen tief in uns allen unbestimmte Ängste oder auch Symptome, mit denen jeder ein bisschen anders umgeht. Besser ist es, sich damit auseinanderzusetzen, um für sich zu klären, was ist heute wirklich beängstigend? Aber was gehört auch in die früheren Generationen und belastet mich heute in meinem Leben mit einer „ererbten Wunde“?
2. In Bewegung bleiben
Angst ist ein Grundgefühl, das jeder kennt. Nur das Ausmaß ist bei jedem unterschiedlich. Dass, was gerade um uns herum passiert, macht auf jeden Fall Angst. Angst ist immer eine Reaktion auf einen inneren oder äußeren Reiz und davon gibt es gerade genügend. Körperlich kann Angst zu vielerlei körperlichen Symptomen führen, wie Schlaf- oder Verdauungsstörungen, Gedankenschleifen, veränderte Herzfrequenzen oder Orientierungslosigkeit. Angst soll auch schützen, aber sie kann auch übermächtig werden und einen daran hindern, lebendig zu sein. Man kann sozusagen einfrieren in seiner Angst. Angst führt auf jeden Fall zur inneren Anspannung. Und dagegen hilft sich in Bewegung zu setzen!
Das einfachste ist, bewusst den Körper zu spüren, sich zu „rekeln“ wie die Babys es tun. Alle Gliedmaßen strecken. Dieser Urinstinkt der Babys oder auch bei meinem Hund zeigt, den Körper zu spüren, heißt ihn wieder zum „Leben zu erwecken“. Raus aus der Erstarrung. Für die intensivere Bewegung sorgen dann Spaziergänge an der Luft. Den Himmel über sich und bewusst die Füße am Boden spüren. Gut ist es auch, den körperlichen Vergleich vor und nach dem Spaziergang oder der Bewegung zu reflektieren. Dann wird die positive Veränderung noch deutlicher.
Natürlich sind alle anderen sportlichen Aktivitäten besonders hilfreich. Je nach Typ kann das z.B. Yoga sein. Das Gefühl nach einer Yogastunde ist für mich immer himmlisch – ich komme wieder bei mir an, bin entspannt und blicke wieder mit mehr Zuversicht in die Welt. Das hilft mir und anderen. Aber auch Radfahren, Joggen u.ä. sind gute Möglichkeiten, die unangenehme Körperspannung loszulassen und den Kontakt zum Körper wieder zu erlangen. Und darum geht es!
3. Medienhygiene: Informationen gut selektieren
Über die Flut der Nachrichten brauche ich nichts zu schreiben. Aber, wie man sich selbst aber davor schützen kann, davon mitgerissen zu werden und damit die Kontrolle über sich und sein Seelenwohl zu verlieren. Als studierte Publizistin (Wissenschaft unserer Massenmedien) kenne ich die Macht und Wirkung von Nachrichten sehr wohl. Was ist wirklich, Wirklichkeit? Kein Mensch kann das für andere beantworten. Deswegen möchte ich darauf hinweisen, die Meldungen zur aktuellen Kriegsberichterstattung achtsam zu betrachten.
Die richtige Menge und gute Qualität sind hier wichtig, wie man sich schützen kann in einen negativen Strudel zu geraten. Informiert zu sein, ist sicher wertvoll, aber welche Medienquelle nutze ich dafür? Live-Streams von Kriegsschauplätzen aus unsicheren Quellen? Das geht für mich gar nicht. Nach wie vor schwöre ich auf unsere öffentlich-rechtlichen Anbieter und selektiere auch hier. Radiosendungen von SWR2 oder HR2 helfen mir persönlich den Überblick zu behalten, aber auch nicht jede Stunde. Und Bilder müssen für mich auch nicht sein, um mir das Leid der Menschen anzuschauen. Radio oder Zeitungen reichen mir da.
Medienhygiene nennt es z.B. Maren Urner, Professorin für Medienpsychologie, denn unser Gehirn ist in dieser Hinsicht äußerst fragil. Steuern Sie bewusst, welche Bilder und Worte Sie sich selbst zumuten! Z.B. sind Bilder, die beängstigend wirken am Abend zu vermeiden, weil sie im Unterbewussten in der Nacht verarbeitet werden müssen. Das kann einem den Schlaf rauben. Oder wenn der Morgen gleich mit diversen Ticker über die Geschehnisse der Nacht startet, ist der negativer Start in den Tag gleich vorprogrammiert. Am besten ist auch mal eine grundsätzliche Medienpause, um etwas Abstand zu gewinnen und hoffnungsvoller in die Welt zu schauen.
4. Kontakte pflegen und im Kontakt bleiben
Die Corona-Krise hat immens an unserer Beziehungskultur gerüttelt. Ob im Familienkreis oder auch bei meinen Klienten/innen. Ich höre überall, dass es Menschen gibt, die sich in den vergangenen zwei Jahren stark zurückgezogen haben – aus Angst vor Ansteckung und angrenzenden Themen. Nun gibt es eine neue Herausforderung in unserer globalisierten Welt und wir merken immer mehr, wie stark alles miteinander zusammen hängt.
Suchen Sie Kontakt, um über das, was gerade passiert zu reden. Aber nicht nur über diese schwere Themen reden, sonst begibt man sich gemeinschaftlich in eine Problemtrance. Dazu wären die Begegnungen zu schade. Ich hatte kürzlich ein kleines Abendessen mit Freunden – wir haben ein gutes Essen vorbereitet und dieses zusammen genossen und dabei auch über die Ukraine geredet, aber nicht nur. Ein gutes Essen braucht ein leichtes Gespräch! Oder heute morgen war es eine sehr freundliche Kassiererin, die mir für den Start in die Woche alles Gute wünschte – am liebsten hätte ich sie umarmt. Was eine Seele – und die findet man mehr als man denkt in unserer Welt, wenn man Kontakt aufnimmt.
Für den kollektiven Austausch gibt es darüber hinaus gerade besonders viele Möglichkeiten. Die bundesweiten Friedensdemos setzen ein Zeichen – vor allem in einer großen Gemeinschaft. Ich bin mir sicher, dass die große Zusammengehörigkeit nach Außen positiv wirkt. Diese Art des Miteinanders gab es bereits im 2. Weltkrieg. So hat Winston Churchill gemeinschaftlich Schweigeminuten eingelegt und damit ein Zeichen gegen den Krieg gesetzt. Auch jetzt gibt es weltweilt vielfältige Aktionen, an denen man teilnehmen kann, um ein bewusstes Signal für den Frieden in unserer Welt zu setzen.
5. Helfen
Über meine Beziehung zum Helfen habe ich schon in einem Beitrag „Warum ich gerne helfe“ geschrieben. Ich kann mir Dinge, die mit Ungerechtigkeit und Not zu tun haben, nicht gut in den Medien anschauen. Ich kann überhaupt nicht gut zuschauen, wenn es jemanden schlecht geht. Aktiv zu helfen, ist für mich die Möglichkeit, die Welt zu verändern – auch wenn es nur Kleinigkeiten sind. Wenn viele Menschen ein bisschen helfen, wird unsere Welt besser. Das Mitgefühl steigt und die Sorge umeinander kann die Gesellschaft positiv verändern. Es ist auch etwas, was mir meine Mutter schon früh mitgegeben hat. Auch sie hat in ihrem Leben vielfältige Unterstützung für Menschen in Not geleistet. Darin ist sie mein Vorbild geworden.
Die Möglichkeiten des Helfens sind gerade rundum das Thema Ukraine enorm. Ich habe mich z.B. entschlossen, in meiner Nachbarschaft um notwendige Dinge zu bitten, die für die flüchtenden Menschen wichtig sind, um ihnen das Leben etwas leichter zu machen. Viele haben alles verloren oder mussten erstmal alles, was sie im Leben haben, zurücklassen. Die gesammelten Güter zur städtischen ESWE-Sammelstelle zu fahren und der kurze Plausch mit den netten Mitarbeitern der ESWE war wunderbar. Auch die Schilderung, wie die Hilfsgüter nun nach Breslau, der Partnerstadt von Wiesbaden kommen, berührt mich sehr. Viele Menschen haben wichtige Dinge zur Sammelstelle hingefahren – alle wollen helfen!
„Helper’s High“ wird es sogar bei den Amerikanern genannt. Und ja, es stimmt. Die Glückshormone fließen – aber ich finde, nicht durch einen schlechten Grund. Das Glücksgefühl soll sogar stärker steigen als bei vielen anderen Dingen, wie eine Gehaltserhöhung – einfach deshalb, weil etwas gemeinschaftlich erlebt wird. Also: warum nicht mehr davon?
Und nun?
Meine fünf Punkte, die ich für einen guten Mix halte, auf sich zu achten, aber auch im guten Kontakt mit Anderen zu bleiben, sind ein Anfang. Ich muss mich selbst immer wieder daran erinnern, wenn ich z.B. spontan eine Überschrift lese, die eine besondere Sogwirkung hat, aber mir letztlich nichts bringt. Außer noch mehr Unsicherheit.
Demgegenüber steht die Dankbarkeit, die ich empfinde – gerade jetzt mit dem Erwachen des Frühlings! Dankbarkeit für die vielen, kleinen Dinge, die mir den inneren Frieden erhalten und sichern. Dies aktiv und bewusst wahrzunehmen bedeutet mir sehr viel – gerade jetzt!